Einen ersten Einblick in das Migration Hub Konzept gab es hier schon vor kurzer Zeit. Dieses Mal stand uns Gründerin Paula Schwarz für ein spannendes Interview bereit.
Könntest du das Konzept hinter Migration Hub vorstellen?
Das Migration Hub ist eine Begegnungsstätte für Menschen aus verschiedenen Kulturen, die zusammenkommen, Gedanken austauschen, gemeinsam Ansätze entwickeln und auch Problemstellungen besprechen, um die Situation in Bezug auf die Flüchtlingskrise zu verbessern. Es ist ein Coworking Space, in dem sich Initiativen zusammenfinden und ohne etwas zu zahlen bleiben können. Es gibt eine schöne Küche, es gibt ein Wohnzimmer und es gibt verschiedene Arbeitsplätze.
Zu dir selber, du bist die Mitgründerin?
Genau. Ich organisiere auch Startup Boats in Berlin, das sind Begegnungen zwischen privaten Investoren, Start-Ups, Thinktanks und NGOS.
Seit wann gibt es den Migration Hub Coworking Space?
Seit Oktober 2015.
Ist die Idee für das Migration Hub auch auf einem Startup Boat entstanden?
Katharina Dermühl und ich haben Migration Hub gegründet. Dies hatte den Hintergrund, dass wir von vielen Leuten auf dem Boot angesprochen wurden, die sich organisieren wollten und wir deshalb gesagt haben, wir müssen jetzt etwas machen.
Gibt es noch mehr solcher Hubs, bundes-und europaweit?
Es gibt jetzt ein Hub in München und in Athen. Dann gibt es Meet-ups in London und in Ljubiljana. Wir möchten das Ganze von dem Gedanken abkoppeln, dass man immer ein physical space braucht. Zum Beispiel in Städten wie London gibt es ja ein Coworking Space an jeder Ecke. Dabei ist es auch sehr schön, wenn man verschiedene Orte kennenlernt, zum Beispiel durch die Projekte und Events, die über das Migration Hub Network stattfinden. Jedes Migration Hub läuft aber unabhängig voneinander und hat seine eigene Identität. Das bedeutet, wenn ein Hub den Fokus auf Kunst und Kultur legen möchte, dann ist das absolut möglich. In einer Stadt wie Berlin konzentriert es sich sehr auf den Start-Up Gedanken.
Wer kann euer Angebot wahrnehmen und was sind die notwendigen Voraussetzungen dafür?
Erst einmal ist jeder willkommen. Und natürlich freuen wir uns sehr über Gründer wie auch Initiativen, die in Bezug auf die Flüchtlingskrise gegründet wurden. Wir freuen uns aber auch sehr über fragende, wissenshungrige Menschen und über Leute, die sich in bestimmten Projekten einbringen wollen. Wir sind auch stets auf der Suche nach Investoren, um unsere Projekte zu finanzieren.
Können direkt Flüchtlinge zu euch kommen, die mitarbeiten wollen?
Wir haben viele Flüchtlinge, ja.
Wie genau erreicht ihr die Flüchtlinge?
Wir stehen in engem Kontakt mit dem Syrischen Haus in Berlin. Oftmals werden wir auch einfach angeschrieben.
Wie finanziert ihr euch?
Das Coworking Space wurde von einem Investor unentgeltlich bereitgestellt. Außerdem über StartupAID, eine Art Topf, wo investiert und gespendet wird. Diese Gemeinschaft von Investoren sieht die Relevanz von Projekten, die sehr schnell umsetzbar sind in Zeiten humanitärer Krisen.
Ihr gebt Leuten Platz zum Arbeiten…
…und dann vernetzen wir sie aber auch mit Investoren.
Wie genau kann man einen Arbeitsplatz oder Veranstaltungsraum buchen?
Wir haben einen Buchungsmechanismus auf unserer Facebook-Seite. Da kann sich jeder einfach einloggen und einen Raum buchen.
Welche Initiativen oder Start-ups nutzen euer Angebot bereits?
Zum Beispiel die Konfetti App, Volunteer Planner, GoVolunteer, Kiron Uniersity, Über den Tellerrand Kochen oder Wefugee.
Was sind tägliche Herausforderungen, die ihr meistern müsst?
Die Vielzahl der Projekte zu bedienen, auch die Kommunikation mit neuen Hubs, die Strukturierung von Events, weil es da oftmals sehr voll ist. Aber auch die Ansprache vom Öffentlichen Sektor sowie die Monetarisierung von verschiedenen Projekten.
Was sind eure Pläne für das Jahr 2016 sowie eure langfristigen Ziele?
Wir möchten gerne in ein größeres Haus ziehen und in weiteren Städten Europas Fuß fassen. Wir möchten das europäische zivilgesellschaftliche Engagement besonders gut nutzen und tolle Produkte auf den Markt bringen mit sozialer Relevanz. Speziell für Menschen, die geflüchtet sind, ist es ganz wichtig sich einzubringen. Eine Sache ist zum Beispiel, Microloans an Menschen zu vergeben, die gründen möchten. Das würden wir gerne machen und verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen, damit sie möglichst gut zusammenarbeiten können.
Autorin: Maria Pinsker
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