Impact Investments sind immer noch eine Investitions- und Finanzierungsform im Experimentierstadium. Die Juvat gGmbH hat vor einiger Zeit Deutschlands ersten Social Impact Bond auf den Markt gebracht und könnte somit Türöffner eines recht interessanten Finanzierungsmodells sein. Projektleiter Niklas Ruf zieht erklärt das Konzept und zieht eine erste Zwischenbilanz. Das Interview führt Anna Rösch.
Herr Ruf, können Sie nochmal erklären, wie das Prinzip Social Impact Bond (SIB) funktioniert?
Grundlage für einen Social Impact Bond ist ein Auftrag der Öffentlichen Hand, der eine Ausschüttung öffentlicher Mittel erst bei Erreichen vorab festgelegter Ziele vorsieht. Die Finanzierung der nötigen Maßnahmen wird von gemeinnützigen Vorfinanzierern ermöglicht, die bei Zielerreichung ihre Vorfinanzierung inklusive einer geringen Verzinsung zurück erhalten. Erfahrene Organisationen übernehmen als Projektpartner die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen. Über die Zielerreichung entscheidet ein unabhängiger Evaluierer. Das Gesamtprojekt wird von einem Intermediär initiiert und begleitet.
Eleven Augsburg ist seit 2013 Ihr erstes Pilotprojekt auf dem Gebiet. Insgesamt sollen 20 arbeitslose Jugendliche in den Arbeitsmarkt bis Ende 2015 integriert werden. Wer sind die beteiligten Akteure?
Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration ist als öffentliche Hand der Auftraggeber. Die Vorfinanzierung wird gestellt durch die BHF-BANK-Stiftung, die BMW Stiftung Herbert Quandt, BonVenture gGmbH und die Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG. Projektpartner als ausführende Organe sind apeiros e.V., Ausbildungsmanagement Augsburg, Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Hochzoll und Joblinge gAG München. Die Erfolgsevaluation geschieht durch die Sozietät Dr. Mohren & Partner und die Prozessevaluation durch die Universität Hamburg. Juvat gGmbH ist der Intermediär des Ganzen.
Und wie sind Sie Alle zusammen gekommen?
Alle beteiligten Akteure sind auf Basis der Vereinbarung zwischen dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit uns Soziales, Familie und Integration sowie der Juvat gGmbH angesprochen, ausgewählt und beauftragt worden.
Können Sie schon eine Halbzeitangabe zu dem Projektverlauf machen?
Der Projektverlauf gestaltet sich positiv und zahlreiche Teilnehmer haben bereits Anschluss in Ausbildung oder Arbeit gefunden. Genauere Angaben hierzu können zum aktuellen Zeitpunkt leider nicht zur Verfügung gestellt werden.
Das Bayerische Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration ist für dieses Projekt quasi der Auftragsgeber. Wie funktioniert die öffentliche Refinanzierung genau? Wie hoch ist die erwartbare Rendite?
Die Öffentliche Hand zahlt nach Projektende und ausschließlich bei (durch den unabhängigen Erfolgsevaluierer) nachgewiesener Zielerreichung eine vorab vereinbarte Zielprämie an den Intermediär aus. Diese Prämie wird direkt an die Vorfinanzierer weitergereicht und umfasst die durch die Vorfinanzierer zur Verfügung gestellten Mittel plus eine Verzinsung von drei Prozent bezogen auf die Gesamtlaufzeit des Projekts.
Gibt es schon weitere geplante Projekte/Interessenten/Auftraggeber?
Wir führen aktuell Gespräche auf kommunaler, Landes- und Bundesebene in Deutschland und angrenzenden Ländern – und sind zuversichtlich, schon bald einen weiteren Social Impact Bond umsetzen zu können.
Wie sind Ihre Einschätzungen für die Potenziale und zu überwindenden Hürden des SIB?
Social Impact Bonds haben das Potenzial, zu mehr Wirksamkeit im sozialen Sektor beizutragen: Öffentliche Mittel werden wirkungsorientiert und nur bei nachgewiesener Zielerreichung beansprucht. Zudem erhalten die gemeinnützigen Vorfinanzierer im Erfolgsfall ihre eingesetzten Mittel inklusive einer geringen Verzinsung zurück – und können diese erneut für soziale Zwecke einsetzen. Es entsteht ein neuer Kreislauf gemeinnütziger Fördergelder. Darüber hinaus können die involvierten Projektpartner vor Ort ihrer eigentlichen Arbeit in besonderem Maße nachgehen: Mit der Übernahme des Ausfallrisikos durch die Vorfinanzierer ist ihre Arbeit über die gesamte Projektlaufzeit zuverlässig gesichert und sie können sich vollumfänglich auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren. Zu überwindende Hürden finden sich in der Natur der Sache: Ein neuartiger Ansatz wie derjenige eines Social Impact Bonds muss zunächst verstanden und erprobt werden und sich bewähren, bevor Vertrauen entsteht und schließlich Verstetigung folgen kann. Und dies benötigt Zeit.
Was müsste geschehen, um SIB in Deutschland breitflächig zu etablieren? Welche Rolle könnte Juvat dabei spielen?
Um die Grundlage für eine breitflächige Etablierung von Social Impact Bonds zu legen, wäre es sinnvoll, den Projektansatz in verschiedenen Umfeldern und zu unterschiedlichen Themen zu erproben – um weitere Erfahrungen über geeignete Einsatzfelder, aber auch über vorhandene Grenzen zu sammeln. Juvat leistet hierzu gerne seinen Beitrag.
Vielen Dank für das Interview!