Das Sozialunternehmen „Das Geld hängt an den Bäumen“ macht Saft und Schorlen aus Obst, das sonst ungepflückt bliebe. Und das mit Menschen, die sonst schwer Arbeit finden – weil sie zum Beispiel eine Behinderung haben.
“Wir sammeln mit vergessenen Menschen vergessenes Obst”
So heißt es auf der Webseite der Hamburger Firma „Das Geld hängt an den Bäumen“. Das “vergessene Obst” ist in zweierlei Hinsicht in Vergessenheit geraten: Einerseits kommt es von Flächen wie ungenutzten Streuobstwiesen, Grünanlagen und privaten Gärten, wo das Obst nicht geerntet worden, sondern vergammelt wäre. Andererseits nutzt das Unternehmen beispielsweise für ihren Apfelsaft alte, regionale Apfelsorten, die längst in Vergessenheit geraten sind. Darunter Dithmarscher Paradiesapfel, Finkenwerder Herbstprinz oder Juwel aus Kirchwerder. Auf diese Weise erhält das Hamburger Team ökologisch wertvolle Streuobstwiesen, beugt der Lebensmittelverschwendung vor und lässt die alten Sorten nicht in Vergessenheit geraten.
Neben dem ökologischen Zweck hat sich das Sozialunternehmen auch einem sozialen Zweck verschrieben: Sie möchten durch ihr Unternehmen Arbeitsplätze schaffen für Menschen mit körperlichen oder seelischen Einschränkungen, Migrationshintergrund und persönlichen Schicksalsschlägen, aber auch für ehemals obdachlose und langzeitarbeitslose Menschen. Die “vergessenen Menschen” sind Menschen, die laut des Unternehmens “unsichtbar” für die Mehrheitsgesellschaft am Rand derer leb(t)en. Weil sie aufgrund ihrer Besonderheiten, Beeinträchtigungen, Erfahrungen oder Lebensumstände nicht oder nur schwer auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job finden. Und nur schwer oder gar nicht am Sozialleben teilnehmen können. Indem sie diesen Menschen eine Arbeit bieten, möchten sie ihnen wieder ihren Platz in der Gesellschaft zurück geben und Inklusion auf Augenhöhe schaffen.
Vom Obst zum Saft
Die Ernte aus den öffentlichen und privaten Flächen deckt den Bedarf an Äpfeln und Birnen. Zudem bewirtschaftet das Sozialunternehmen rund 30 Hektar Pachtflächen, auf dem sie 2.000 Obstbäume angepflanzt haben. Anderes Obst wie Holunder und Schwarze Johannisbeere kaufen sie ein – natürlich in Bio-Qualität. In der SlowFood-Mosterei Auricher Süßmost wird aus dem Obst Direktsaft gepresst, aus dem wiederum Säfte und Schorlen ohne Zusatzstoffe hergestellt werden. Die Obstreste verwertet die Familienmosterei als Kompost oder Viehfutter.
Jährlich werden so etwa 293.000 Flaschen abgefüllt. Zu kaufen gibt es die veganen Säfte und Schorlen mittlerweile in verschiedenen Edeka- oder Rewe-Filialen. Wer hier bestellt, dem*der werden die Getränke sogar bis vor die Haustür geliefert. Alle Erlöse aus dem Vertrieb bleiben zu 100 Prozent in der gemeinnützigen GmbH und finanzieren so die Arbeitsplätze für die mittlerweile über 20 Mitarbeitenden.
People over Profit
Neben der Ernte bietet das Team auch ihre Dienste im Bereich der Garten- und Landschaftspflege an. Mit Kettensägen, Laubgebläse, Aufsitzmäher, Schere und vielem anderen Equipment mähen, schneiden und pflegen sie alles, was grünt. Ob Wiese, Garten, Fußballplatz oder Gehölz. Doch auch hier geht es nicht um Profit. Seit 2010 ist das Unternehmen gemeinnützig. Ehrenamtliche Helfer*innen und Spenden halten den Betrieb am Leben. Es geht vielmehr darum, den Menschen, die in unserer Leistungsgesellschaft durch das Raster fallen, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und ihnen eine schöne Arbeit zu bieten, sodass sie wieder Vertrauen in sich und die Gesellschaft schöpfen können.
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